Dienstag, 27. November 2012

Lebensversicherung verkaufen? Warum nicht? Man sollte es nicht glauben, aber in Deutschland gibt es mehr Lebensversicherungen als Einwohner. Über die Hälfte der Lebensversicherungen realisieren ihr Ablaufdatum nicht. Warum? Weil die Wahrscheinlichkeit sehr enorm ist, dass im Leben eines Menschen ein Ereignis eintritt, dass ihn veranlasst seine Lebensplanung abzuändern. In der Regel handelt es sich um Geldprobleme die sich schlagartig auftun weil der Chef das Arbeitsverhältnis nicht mehr fortsetzen will, der Ehepartner sich von hinnen macht oder das Fahrzeug unvorhergesehen den Geist aufgegeben hat.

Was also tun? Ach ja, da ist ja noch die Lebensversicherung die man vor einigen Jahren abgeschlossen hat für das Alter oder die Absicherung von Familienangehörigen. Da muss sich doch manches Geld angesammelt haben, glaubt man, das man sich ja zurückholen kann wenn man das Ding kündigt. So denken die meisten und machen ihren Versicherungsschein wieder zu Geld. Das ist ebenso der Anlass weshalb so viele Policen nicht das Ende ihrer Laufzeit erleben. Hingegen ist der Schock dann immens wenn man mit seinem Versicherungsunternehmen gesprochen hat und man erfährt welchen Wert die Lebensversicherung noch besitzt. Da man sowieso gerade in einer misslichen Situation ist nimmt man das so hin ohne sich zuerst um Möglichkeiten zu kümmern.

Der Verkauf Lebensversicherung wird dann tauglich wenn folgende Situationen eintreten: man hat keine andere Möglichkeit mehr an Geld zu kommen, man benötigt den Versicherungsschutz nicht mehr (zum Beispiel Partner weg), oder Beides. Seine Versicherung verkaufen bringt dann schnelles Geld mit dem man seine Probleme ganz oder teilweise lösen kann. Sollte die Handlung lediglich stattfinden weil man den Versicherungsschutz nicht mehr braucht, kann man das Geld auch in anderweitigen Anlagen mit höherer Rendite anlegen. Für den reinen Versicherungsschutz ohne Kapitalanlage reicht aus auch der Abschluss einer Risikolebensversicherung mit weitaus geringeren Beiträgen. Ein extremer Fall für Verkauf Lebensversicherung wäre dann, wenn man weiß dass man auf Grund einer schweren Krankheit das Schluss der Laufzeit des Versicherungsscheins in aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr erfährt. Wenn es dann auch keine Hinterbliebenen gibt die in der Genuss der Versicherungssumme kommen sollen, ist es doch besser, wenn man eigenhändig noch etwas davon hat. Vielfach dient ebenso eine Lebensversicherung zur Tilgung einer Hypothek. Der Nutzen dabei war, dass man die Schuldzinsen steuerlich absetzen konnte. Mittlerweile ist das nicht mehr denkbar. Es stellt sich deshalb die Frage ob man nicht direkt die Abzahlung des Immobiliendarlehens mit den durch den Verkauf der Lebensversicherung gesparten Prämien vornimmt. Dann kann man nämlich mit dem Erlös daraus eine Sondertilgung vornehmen und zur selben Zeit die Zinslast mindern. So hätte man zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen.

Wer annimt dass der Wert eines Versicherungsscheins aus den angesparten Beiträgen existiert, annähernd wie bei einem Sparbuch, der hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Bei der Aufgabe eines Versicherungsscheines werden erst einmal die Kosten des Versicherungsunternehmens in Abzug gebracht. Dazu zählen die Verwaltungskosten und die Provisionen für den Mittler. Wenn Sie allerdings die Versicherung verkaufen wird diese vom Kunden üblicherweise weitergeführt und der Versicherer kann nichts in Abzug bringen. Sie erhalten deshalb auch einen höheren Betrag als bei einer Anullierung. War die Laufzeit des Vertrages kleiner als 12 Jahre unterliegen die bis dahin generierten Zinsen der Abgeltungssteuer. Das ist aber vernachlässigbar weil sowieso in dieser Zeit bloß kleine Zinsen angefallen sind. Sollten Sie vorhaben den Verkauf der Lebensversicherung vornehmen zu wollen, ist Google eine simple Möglichkeit einen Bewerber dafür zu finden. Einfach das Keyword „Lebensversicherungen verkaufen“ eingeben und Sie bekommen eine gigantische Auswahl von Geschäften die sich damit beschäftigen. Hingegen gibt es auch hier schwarze Schafe unter den Anbietern. Geschäfte, die gewerblich benützte Lebensversicherungen erstehen, brauchen dafür die Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Wenn Sie Ihre Lebensversicherung veräußern wollen, überzeugen Sie sich davon, dass das Unternehmen im Besitz dieser Erlaubnis ist. Diese Geschäfte, die gewöhnlich bloß das Mindestkapital aufweisen und sonst keinerlei Sicherheiten offerieren können, lassen sich die Versicherung abtreten mit dem Ziel sie zu kündigen. Der Erlös wird dann für andere Anlagemodelle oder Immobilien gebraucht. Ihnen wird dafür der Kaufpreis über Jahre in Teilzahlungen offeriert mit horrenden Gewinnen von 100 Prozent und darüber. Lassen Sie sich nicht unter die Rubrik „Gier frisst Hirn“ einreihen und vergessen Sie das. Dergleichen Firmen sind üblicherweise nach kurzer Zeit insolvent und Ihr Erspartes ist verloren. Wenn Sie also zwingend auf den Verkauf der Lebensversicherung angewiesen sind, prüfen Sie die interessierten Firmen genau und forschen sie in Foren ob, und in wie weit diese schon positiv oder negativ aufgefallen sind.

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