Was ist Erziehung? Über diese Frage sind bereits so viele Bücher geschrieben worden, dass sie ganze Bibliotheken füllen. So viel scheint deutlich zu sein, es existiert keine Kontrollliste wie im Flugzeug, die, wenn abgehakt, alles in Ordnung ist und der Flieger wohlbehalten ankommt. Es gibt sicherlich gewisse Regeln die man verwenden sollte. Aber ebenso das ist keine Garantie dafür, dass das Ergebnis positiv ausfällt. Besonders gibt es keine Vorschriften darüber wie man die Vorschriften nützen soll. Sprösslinge sind Individuen auf die man sich individuell einstellen muss. Wir wissen zweifellos sämtlich wie man es nicht machen sollte. Am Kiosk schreit ein kleines Mädchen so lange bis die Mutter nicht mehr NEIN sagt und das Eis kauft mit der Argumentation „Ausnahmsweise“. Jeder weiß schon, was beim folgenden Mal stattfindet. In der Straßenbahn kickt ein kleiner Junge fortwährend gegen den Vordersitz. Der Fahrgast darauf schaut bereits genervt zur Mutter, die meint, „Hör auf mein Schatz“ und plaudert weiter mit der Nachbarin. Der Schatz kickt weiter. Jeder denkt, sag ihm die Meinung oder nimm ihn da weg. Wie aber macht man es richtig? Ist ein autoritärer Erziehungsstil, ein antiautoritärer Erziehungsstil oder ein demokratischer Erziehungsstil angebracht? Man will ja, dass das Kind gehorcht, andererseits möchte man kein Despot sein. Das Kind soll selbstbewusst werden und seine Persönlichkeit frei entfalten können, könnte man als Erziehungsziele darlegen, ohne dass man als Eltern dabei unter die Räder kommt. Man möchte es in Entscheidungen einbinden aber auch nicht dauernd Grundsatzdiskussionen führen müssen. Es ist generell bekannt, dass jede Weise von Extremen abträglich sind. Ein autoritärer Erziehungsstil mit Befehl und Gehorsam führt ebenso wenig zu einem guten Ende wie ein alleiniger antiautoritärer Erziehungsstil. Ein vielmehr demokratischer Erziehungsstil mit allen Elementen kommt der Sache schon näher. Die Zeiten, in denen man es wie die Eltern gemacht hat, zählenzu der Vergangenheit. Die Lehrsätze der Erziehung wurden von den nachfolgenden Generationen übernommen. Solche Konventionen wie „Das tut man nicht“, oder „Es gehört sich, dass….“ sind nicht mehr angebracht. Es ist eine beträchtliche Unsicherheit erschienen. Jedes Paar muss den Erziehungsstiel sozusagen erstmalig erfinden. Das führte zu einer umfangreichen Zahl von Ratgebern und Erziehungskursen. Was aber tun, wenn vom einen ein autoritärer Erziehungsstil, vom anderen ein antiautoritärer Erziehungsstil und vom nächsten ein demokratischer Erziehungsstil als die passende Erziehung angesehen wird. Gegebenenfalls stellen sich alle Eltern mehrere Erziehungsziele vor, aber eines sollte dabei sein, nämlich dass aus dem Sprössling ein zuverlässiger Erwachsener wird. Kids mögen es, wenn Übersichtlichkeit und Zusammenhänge existieren. Wenn Partner in dauernd wechselnden Beziehungen leben und immer neuartige Menschen um das Kind sind, wird es ihm auf lange Sicht gesehen schaden. Am besten ist es, wenn jeglicher Tag einen bestimmten Ablauf hat. Häufig eintretende Probleme beim Einschlafen kann man mit einem festgelegten Ritual wirksam vermeiden. Beispielsweise: Noch ein wenig trinken, dann Zähne putzen, noch ein wenig vorlesen, Musikdose aufziehen und Licht ausmachen.
Im Werdegang eines Kindes hat die Schule einen wichtigen Platz. Ein demokratischer Erziehungsstil oder gar ein antiautoritärer Erziehungsstil ist hier, zumindest in Teilen, fehl am Platz. Wenn man verpasst, bewusst auf die Schule hin zu erziehen, fehlt dem Kind das Rüstzeug, um vom Bildungsangebot der Schule zu profitieren. Dafür ist eine Grundverträglichkeit, eine Grundanpassungsfähigkeit und ein Regelbewusstsein vonnöten. Bedauerlicherweise haben das vielfältig die Kinder nicht. Die Schule ist ein Platz, an dem jedenfalls zum Teil, ein autoritärer Erziehungsstil herrscht. Man muss pünktlich sein und der Lehrer regelt, was unterrichtet wird. Wenn Sprösslinge gewohnt sind, überall mitzureden, wird es mühsam. Um Erziehungsziele zu erreichen sollte man den Tag in Muss- und Darf-Situationen planen. Muss-Lagen sind z.B.: augenblicklich Zähne putzen, augenblicklich an den Tisch kommen, fertig machen zum Ausgehen, momentan ins Bett gehen. Bei Darf-Situationen steckt man einen Rahmen ab, innerhalb dessen das Kind tun kann, was es will. Es muss jedoch dem Kind immer verständlich sein in welcher Lage es sich befindet. Muss-Situationen sind nicht verhandelbar. Das Kind darf nicht der Illusion erliegen, mitzudiskutieren. Was ist Erziehung, eine bestimmt kompliziert zu beantwortende Frage.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen